Von der Rockband zur heutigen Institution

1979 – 1998

Der Visionär und Gründer Rüdiger (Roger) Müller wurde in der DDR im heutigen Bitterfeld-Wolfen geboren. Seine Eltern – der Vater stand aus religiösen Gründen auf der schwarzen Liste – mussten Hals über Kopf mit ihm und seinem Bruder und nur einem Koffer voll mit Habseligkeiten noch vor dem Mauerbau in die Bundesrepublik fliehen.

Er war Jahrgang 1948, ein typischer 68er, der in der Studentenrevolte bei diversen Aktionen mitmischte. Musik spielte von klein auf eine große Rolle in seinem Leben was dazu führte, dass er irgendwann zusammen mit seinem Bruder eine in ihrem Umfeld relativ erfolgreiche Rockband gründete, inklusive der berühmt, berüchtigten Nebenschauplätze, die diese Szene so mit sich bringt.

1972 erlebte er eine außerordentliche Begegnung mit Gott, eine Hinwendung zum christlichen Glauben, welche sein Leben schlagartig veränderte. Es war die Zeit der „Jesus People“. Er verließ Würzburg und seinen alten Freundeskreis, um in Basel Theologie zu studieren. Auch in seinem Glauben blieb er seiner schon vorher vorhandenen Kompromisslosigkeit treu.

Nach seinem Studium arbeitete er über mehrere Jahre als Religionslehrer in Basel-Stadt. Diverse musikalische Konstellationen waren auch in dieser Zeit seine ständigen Begleiter, nicht zu vergessen die Organisation von diversen Konzerten und Tourneen mit teilweise internationalen christlichen Bands.

Im Jahr 1979 dann formierte sich die Rockband Kreuzweg, deren Anliegen es war, Menschen aus der Szene über das Medium Musik mit dem christlichen Glauben und Gottes Liebe bekannt zu machen.

1984 wurde Kreuzweg als Verein gegründet und 1985 ergab sich dann die Möglichkeit als Bandgemeinschaft zusammen mit weiteren Gleichgesinnten in das ehemalige, sehr geräumige Pfarrhaus des Stadtteils Lörrach-Salzert zu ziehen.

Kreuzweg-LP von 1983

Durch die Konzerte der Band entstanden immer wieder Beziehungen zu Menschen, die Probleme mit Alkohol und Drogen, als auch psychische Probleme hatten. Eine ganze Reihe von ihnen lebten übergangsweise mit in der Lebensgemeinschaft oder waren zumindest in ständigem Kontakt – entweder bis sie eine Therapie antreten konnten oder leider wieder abtauchten. Viele von ihnen haben jedoch den Absprung geschafft – einer davon ist inzwischen Pastor einer großen Gemeinde in Wien.

Zusätzlich zur musikalischen Betätigung entstanden Verbindungen zu anderen künstlerischen Disziplinen, was in die Organisation eines gemeinsamen Festivals an drei aufeinanderfolgenden Jahren mündete. Aufgrund seiner theologischen Ausbildung entwickelte sich mit der Zeit aus der Lebensgemeinschaft heraus auch eine Hauskirche mit diversen Bereichen.

1991 jedoch wurde Roger Müller als Fußgänger von einem Auto angefahren und lebensgefährlich verletzt. Er starb zwei Monate später an den Folgen des Unfalls und hinterließ eine Frau und drei Kinder. Als 1996 das Haus verkauft wurde löste sich die Lebensgemeinschaft auf und bald danach auch der Verein. Doch die persönlichen Beziehungen und Freundschaften blieben über all die Jahre erhalten und führten schließlich zu einer Neuauflage der ursprünglichen Vision. Frau Ellen Müller, seine Witwe, ist heute die erste Vorsitzende des Vereins.

Die Band Kreuzweg im Jahr 1985 und Streetperformance, ca. 1996